Akustiker, Alter, Auditive Herausforderung, Hörbeeinträchtigung

Gerät im Ohr


teddy-2845134_1280Quelle: Bild von Myshanah auf Pixabay

Wer kennt noch die süsse und schöne Plüschtiere mit der bekannten Slogan «Knopf im Ohr»?
Schon als junges Mädchen empfand ich eine grosse Liebe zu diesen Plüschtieren. Durch der Knopf im Ohr, wusste ich das sie echt waren und das machte die Liebe noch grösser. Leider aber auch viel teurer und bisher habe ich diese Liebe nur im Schaufenster oder Laden angeschaut.

Neulich kam mir diesen Slogan, Knopf im Ohr, wieder in dem Sinn, als eine Diskussion um die Hörgerätewerbung anfing. In meinem letzten Beitrag, Disklaimer, berichtete ich schon davon und auch in meinem Beitrag Farbe bekennen, habe ich schon mal darüber berichtet.

Der Slogan Knopf im Ohr ist schon sehr alt, aber auch heute assoziieren viele Menschen der Slogan noch sofort mit der Marke (welche ich hier, um auf Werbung zu verzichten, nicht erwähne).
Werbemässig hat man damals schon eine gute Sache gemacht.
Auch heute gibt es bestimmte Werbungen von früher, die mir noch im Gedächtnis geblieben sind. Von der hiesigen Werbungen aber, bleiben nur noch sehr selten, der Werbung wegen, im Gedächtnis hängen: sie sind meistens zu schnell, zu vage, zu lärmig und zu kompliziert.

Dabei könnte eine herausragende und spezifische Werbung für Hörgeräte, bei Musik nennt man das glaube ich Ohrwürmer, viel ausmachen. Eine deutsche Akustikerkette hat, bewusst oder unbewusst, bei der Knopf im Ohr Slogan angeeckt, und hat damit Erfolg, aber auch hier spielt leider das Alter erneut eine Rolle in dieser Werbung.
Es braucht nur ein packender, kräftiger Slogan, die dafür sorgen könnte, das Hörgeräte aus der Tabusphäre kommen, nicht mehr als altmodisch gesehen werden, sondern als etwas altersunabhängiges, etwas modernes und praktisches, was man nicht nur braucht sondern auch gerne trägt und was den ständig fortschreitenden Technik entspricht.

Insbesondere sollte der Schwellenwert für Menschen mit Hörverlust, die der Schritt, zum ersten Mal zu einem Hörgeräteakustiker zu gehen, gesenkt werden.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Besuch, vor etwa 35 Jahren. In der Nähe vom Akustikerladen ging ich immer langsamer voran, vor dem Schaufenster blieb ich stehen und zögerte meinen Ladeneintritt hinaus, als ob durch meinen Eintritt und der Anpassung eines Hörgeräts mein Hörverlust endgültig bestätigt wurde und es für mich danach keinen Weg zurück mehr gab. Was natürlich auch stimmte, damals aber noch schwerer zählte als jetzt.

Inzwischen hat sich schon viel verbessert, die Entscheidung, ob ein erstes Hörgerät oder (noch) nicht, müssen heute aber immer noch viele Menschen treffen. Leider wird diese Entscheidung oft noch viel zu lange vorausgeschoben, bis es wirklich nicht mehr geht.

Darum ist es so wichtig, das die Werbung von Hörgeräte und Akustikern nicht zu viel versprechen, sondern realistisch sind, damit man beim ersten Hörgerät, wenn man noch meint dass man mit Hörgerät „die Welt sich wieder öffnet“, nicht enttäuscht wird.
Die Werbung sollte zudem klar machen, dass eine Hörbeeinträchtigung altersunabhängig ist und dass das (erste) Hörgerät genauso akzeptiert werden soll wie die (erste) Brille. Nur dann kann die Zielgruppe der ersten HörgeräteträgerInnen erreicht und dessen Entscheidung für ein Hörgerät schneller getroffen werden.

Nach meiner Ansicht, hat die gesamte Hörgerätewerbung in erster Linie diese soziale Verantwortung, an mehr Akzeptanz, weniger Tabus und Stigmatisierung, beizutragen. Erst dann kommt der Verkauf, weil bei mehr Akzeptanz, mehr Menschen sich (früher) für ein Hörgerät entscheiden werden und der Verkauf sich onehin steigern wird.

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Auditive Herausforderung, CI, Hörbeeinträchtigung

„Remcos Reise: von Hörgerät zum CI“


Remco ist hörbeeinträchtigt, Hörgeräteträger und ist im Alltag Sozialarbeiter. Neulich führt er Gespräche über einen CI (Cochlea-Implantat). In dieser neuen Rubrik schreibt Remco über seinen Prozess von Hörgeräteträger zum CI-Träger.

wanderer-455338_1280.jpgDer Weg geht weiter .…

Letzten Freitag war ich bereits in Utrecht (Niederlande) zu einem neuen Termin. Die Termine wurden zügig weiterverfolgt. Diesmal war es nur ein MRI-Scan. Da die normale Kommunikation mit dem Patienten über eine Gesprächsanlage erfolgt, musste eine andere Lösung gefunden werden.
Anstatt die Gesprächsanlage zu benutzen, kam die Krankenschwester jetzt zu mir und berührte mich am Arm, woraufhin ich meinen Daumen hob. Das bedeutete, dass ich im Scan auf der Hut war. Zwei Mal kam sie und zwei Mal steckte ich meinen Daumen hoch. Es gab mir die Möglichkeit, ruhig nachzudenken und ganz still zu werden. Das konnte ich besonders gut.

Musik
Der Weg, den ich gehe, ist ein notwendiger. Ich hoffe, dass sich mit meinem CI in Zukunft einiges verbessern wird. Manchmal frage ich mich zum Beispiel, ob ich überhaupt noch Musik hören könnte, aber nach Meinung der Experten wird es mit CI ganz anders sein. So werde ich auch wieder etwas aufgeben müssen. Musik ist ein konstanter Faktor in meinem Leben und ich höre sie gerne, trotz meines begrenzten Hörvermögens. Auf die eine oder andere Weise stimmt mir das bereits Wehmütig.
Zum Beispiel, ich war fast mein ganzes Leben lang ein Fan von Bryan Adams und habe auch regelmässig Konzerte besucht. Das Hören von Musik wird jetzt zu einem ganz anderen Erlebnis. Momentan höre ich die Musik noch gut und ich kann durch die Melodie wissen, um welches Lied es sich handelt, aber der eigentliche Gesang, damit komme ich jetzt nicht mehr klar. Dennoch werde ich es vermissen, denn Musik färbt das Leben und die Musik von Bryan Adams ist sehr stark mit (m)einem Zeitrahmen und Momenten verbunden, die ich in meinem Leben erlebt habe.

Akzeptanz
So sehe ich meine Hörbeeinträchtigung. Sie hat mir viel gebracht, aber ich musste auch viel loslassen und und zwar sehr viel. Es ist nicht anders, aber es lauert immer ein wenig Akzeptanz um die Ecke. Etwas Selbstverständliches freigeben. Telefonieren, zum Beispiel.

Ich war jahrelang nicht in der Lage, es zu tun, während ich es früher „einfach so“ tun konnte. Jetzt gibt es das Whatsapp und Facetime, aber manchmal ist es schön, eine Stimme zu hören. Die Freude oder Trauer, die man in einer Stimme hören kann, aber auch der Klang der Stimme selbst. Eines der vielen Dinge, die ich nicht mehr kann.

So ist es auch beim Hören. Es wird immer schwieriger, und deshalb muss ich es akzeptieren. Ich denke, dass das Leben mit einer Hörbeeinträchtigung vor allem ein Akzeptanzprozess ist. Durchstreichen von Dingen, die mit deinem Gehör zu tun haben.
Im Moment müssen wir abwarten, bis wir einen Anruf über die Ergebnisse des Scans erhalten. Ich kann selbst nicht angerufen werden, was manchmal schwierig ist. Ich bin sehr selbstständig und unabhängig, aber manchmal ist es nicht anders. Aber gut, bis zum nächsten Mal….

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Allgemein, Aufklärung, inklusion

Erwachsen


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Liebe Leserinnen und Leser, nach eine kurze Funkstille erscheint heute diesen Blog in einem neuen Look. Der Grund dazu ist nicht der hiesigen Trend von neuen Logo‘s oder komplett erneuerten Websites. Nein, der Grund ist einfach, dass „Ich bin Schwerhörig, na und?“ erwachsen geworden ist!

Was am 8. Juni 2015 anfänglich als Experiment angefangen hat, ist heute mit 161 Beiträge auf Facebook, Twitter, LinkedIn und Instagram zu finden.
Viele Leser haben diesen Blog gefunden und vielen erkennen sich in den Themen. Und wenn ich mit meinem Blog auch nur eine Person ermutigen konnte, sich seiner Hörbeeinträchtigung zu eröffnen, dann bedeutet das für mich sehr viel.

Es hat in diesen drei Jahren auch zwei Bücher und zwei Vorlesungen mit dem Thema „Das Leben mit einer Hörbeeinträchtigung im Alltag“ gegeben und es wird planmässig noch mehr kommen.
So ist am Freitag, den 20. April von 19.00 bis 21.00 Uhr in Schlieren einen Vortrag geplant „Rund um das Ohr und Gehör“ (http://www.vivat-schlieren.ch/veranstaltungen/rund-um-das-ohr-und-gehoer). Der Abend wird aus zwei Teilen bestehen: im ersten Teil wird von einer Akustikerin erklärt wie das Ohr und das Gehör funktioniert, im zweiten Teil werde ich als Erfahrungsexpertin erzählen wie ich meine Hörbeeinträchtigung im Alltag erlebe.

Ohne diesen Website und ihren Lesern wäre das alles nicht möglich gewesen, daher an dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Sie, liebe Leserinnen und Leser!

Und während diesen Blog jetzt ihr Erwachsenseins zeigt, werden bald auch Inhaltlich ein paar Veränderungen sichtbar. So ist ein neuer Rubrik „Erfahrungsgemäss“ geplant, in dem Hörbeeinträchtigten und Personen die mit Hörbeeinträchtigten arbeiten, anhand Fragen und Antworten ein Plattform zur Austausch angeboten wird. Ausserdem wird noch eine neue Seite mit praktischen Tipps hinzugefügt.

Also, ich hoffe Ihnen wird den erwachsenen Blog gefallen und hoffe weiterhin auf Ihre Rückmeldungen und Diskussionen. Denn eins bleibt unverändert: das Thema „Das Leben mit einer Hörbeeinträchtigung im Alltag“ mehr an der Öffentlichkeit zu bringen, damit Unbekanntheit, Scham oder Tabus sich auflösen und stattdessen durch Offenheit, Wissen und Akzeptanz ersetzt werden. Auch wenn dieser Blog nur als einen kleinen Tropfen dazu Beitragen kann, das mehr Bewusstsein für unsere Hörbeeinträchtigung entsteht, werden nicht nur wir, Hörbeeinträchtigten, davon profitieren, sondern auch gut Hörenden, weil wir Teil der Gesellschaft sind.

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Allgemein, Aufklärung, Restaurants, schwerhörig

Festtage


Festtage
Quelle: http://de.freeimages.com/photo/salute-1543288

Ein erster Beitrag im neuen Jahr geht natürlich nicht ohne über die vorherige Festtage zu reden. Unsere Festtage waren schön und Abwechslungsreich. Am Heiligabend sind wir zu meiner Mutter gefahren. Das sind so ungefähr 750 Kilometer Autobahn so 6 bis 7 Stunden im Auto, abhängig vom weiteren Verkehr. Wir haben das diesmal in 6,5 Stunden geschafft, da es wenig Verkehr gegeben hat.
Weihnachten haben wir ganz gemütlich bei Meiner Mutter verbracht, wobei die Katze meiner Mutter die ganze Zeit sehr mit meinem Mann geflirtet hat und unsere Anwesenheit ebenfalls genoss!
Am Sonntag sind wir wieder nach Hause gefahren, was jedoch eine Stunde länger dauerte, der Stau wegen.

Nach zwei Tage zu Hause ging es dann auf der nächsten Reise, diesmal per Flugzeug, da wir es uns nicht zweimal antun wollten die Strecke zu fahren. Wir sind nach Düsseldorf geflogen, wo uns die Schwiegereltern abholten um dann den Geburtstag meiner Schwägerin, Silvester und den Geburtstag meiner Schwager zu feiern.
In Anlauf zur Jahreswechsel haben wir bei meinem Schwager und meiner Schwägerin gegessen. Sie haben einen Landgasthof (http://landgasthof-rielmann.de/) und wir haben uns dort kulinarisch sehr verwöhnen lassen. Während des Essens konnte ich mich noch mit jemand über Schwerhörigkeit und Hörgeräte unterhalten. Meine Gesprächspartnerin hatte den Eindruck, als ob ich alles Gesprochene am Tisch mitbekäme, was natürlich nicht so war. Sie sei selber Schwerhörig und hat mich gefragt wie ich das mit meiner Schwerhörigkeit so meistere. Es war schön gegenseitig Erfahrungen auszutauschen und die Zeit flog uns davon.
Bei der Jahreswechsel selbst durfte natürlich das Feuerwerk nicht fehlen und die beiden Kinder meinem Schwager und meiner Schwägerin hatten ihren grossen Spass es abzufeuern. Da ich selbst an den Knallen weniger Freude habe, habe ich eine Zeitlang meine Hörgeräte ausgeschaltet und bloss die Farben genossen.

Am 2. Januar war dann der Geburtstagsfeier meinem Schwager und meiner Schwägerin. Die Beiden hatten einen runden Geburtstagszahl und wollten das mit Verwandte, Freunde und Mitarbeiter feiern. Es waren also sehr viele Gäste da die sich allen unterhalten haben! Da hatten sogar Guthörenden etwas mühe zu kommunizieren. Als es nach dem Essen dann mit der Musik so richtig los ging, haben wir die Feier verlassen. Für mich war das so sehr gemütlich und angenehm.

Gestern haben wir uns von der Schwiegerfamilie verabschiedet und sind dann wieder nach Hause zurückgeflogen. Und heute hat der Alltag uns wieder im Griff.
Ich hoffe, liebe Leser, Sie haben ebenfalls die Festtage genossen und gut überstanden und ich wünsche Ihnen viel Glück, gute Gesundheit und viel Freude in das neue Jahr 2016! Ebenfalls wünsche ich mir in diesem Jahr mehr Verständnis und Aufklärung der Hörbeeinträchtigung. Und darauf Proste ich mit Ihnen!

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